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Dezember 13, 2019Am 8. Oktober 2010 reiste ich über den Paso San Franzisco 4.726 m nach Chile ein. In Chile war es dann vorbei mit der guten Asphaltstraße. Die ersten 40 km waren eine schreckliche Waschbrettpiste, allerdings mit wahnsinnig schöner Landschaft. Vorbei an der türkisblauen Laguna Verde durchfährt man ein breites Hochtal wo links und rechts die zweithöchsten Sechstausender Südamerikas stehen. Mitten in dieser wüstenhaften Landschaft taucht auch noch ein Bach mit einem Wasserfall auf – einfach unglaublich.
Die Straße führt dann bergab, man durchfährt den Nationalpark Nevado de Tres Cruzes und kommt dann mit besser werdender Piste zur chilenischen Grenzstation am Salar de Maricunga auf 3.750 m.
Nach schneller Grenzabfertigung der chilenischen Beamten führt die Straße nochmals bergauf zum Portezuelo Codocedo (4.200 m) und dann immer bergab bis nach Copiapo das auf 200 m liegt. Ca. 100 km fährt man auf einer Piste, deren Belag sich Pitchufita nennt. Dies ist ein Gemisch aus Sand, Erde, Salz und Wasser und wird aufgebracht wie Asphalt ist jedoch bei Nässe sehr rutschig und gefährlich, jedoch bei Trockenheit hart wie Beton.
Copiapo, die Stadt / Laguna del Negro Franzisco
In Copiapo traf ich zufällig Carina und Oliver wieder www.carioli-on-tour.de, die ich schon einige Male getroffen habe. Gemeinsam fuhren wir nach einem Einkauf im Supermarkt zu einem Campingplatz und verbrachten einen gemütlichen Abend mit Erzählungen vom bereits Erlebten – natürlich mit einer Flasche chilenischen Wein.
Am folgenden Tag holte ich dann Hörhager Fritz aus Kirchdorf bei St. Johann im Tirol am Flughafen Atacama 40 km nördlich von Copiapo ab. Nach 2 Hotelnächten in Copiapo fuhren wir im gemieteten Toyota-Hilux ins Gebirge Richtung Laguna Santa Rosa. Da Fritz noch nicht akklimatisiert war schlugen wir an einem Bach mit gutem Wasser auf 3.100 m im Valle Chico unsere Zelte auf. Tags darauf ging es dann zur Laguna Santa Rosa, wo wir in einer Hütte von CONAF (Nationalpark) windgeschützt die Nacht verbrachten. In der kleinen Hütte auf ca. 4.200 m waren 3 Matratzen und eine Kochstelle mit Tisch. Während ich kochte unternahm Fritz eine Wanderung um sich zu akklimatisieren.
Die Lage dieser Hütte ist traumhaft: direkt vor der Laguna, auf der viele Flamingos leben…
Am nächsten Tag fuhren wir mit unseren Hilux zur Laguna del Negro Franzisco die bereits auf 4.400 m liegt. Auch hier gibt es eine CONAF Hütte doch leider waren keine Matratzen vorhanden. Auf der Fahrt zu dieser Hütte kamen wir an einer Goldmine vorbei und so fragten wir gleich, ob wir Benzin für unseren Hilux bekommen können. Die Antwort war ja es ist möglich aber wir müssen eine Stunde warten bis uns ein Begleitfahrzeug zur Tankstelle bringt. Endlich nach 1 ½ Stunden kam dieses Begleitfahrzeug. Es brachte uns direkt hinauf zur Mine, die bereits auf 4.900 m liegt und wo im Tagebau das Mineralgestein abgebaut wird. Alles ist hier streng bewacht und kontrolliert. Für uns war es ein absolut interessanter Abstecher, noch dazu bekamen wir 55 l Benzin geschenkt – Sensationell!! Man muss sich vorstellen, daß die nächste Tankstelle von der Mine 270 km entfernt ist!
Da wir nun wieder genug Benzin hatten, konnten wir beruhigt zur CONAF Hütte fahren. Kaum waren wir an der Hütte kamen auch schon 2 Nationalparkwärter (Guardaparque) und versorgten uns auch noch mit Matratzen. Na, was wünscht du mehr – wir hatten wieder Glück! Während ich kochte, unternahm Fritz wieder eine ausgiebige Akklimatisierungstour. Nach einigen Stunden kam er etwas unzufrieden zurück und meinte, dass es ihm nicht so gut gehe und er am nächsten Tag eine Ruhepause einlegen möchte.
Copiapo, 6.052 m
So kam ich auf die Idee, an einem Tag den Copiapo 6.052 m zu besteigen, der nicht allzu weit von der Hütte entfernt war. Bereits um 6 Uhr morgens startete ich mit dem Hilux querfeldein direkt auf den Berg zu. Ein Guardaparque hatte mir genau die Route erklärt die ich nehmen muss. In der Nähe des Berges gibt es dann eine Minenstrasse, die bis auf 5.500 m hinaufführt. Als ich auf diese Minenstrasse traf, konnte ich aber nur bis 4.600 m fahren, dann versperrten 1 m hohe Penitentes (Büsserschnee) die Strasse. Also blieb mir nichts anderes übrig als zu Fuß weiter zu gehen. Fast 1.500 Höhenmeter lagen vor mir und nach 4 ½ Stunden stand ich bei wolkenlosem Wetter und starkem Wind am Gipfel des Copiapo 6.052 m. Am Gipfel befinden sich auch noch Steinbauten der Inkas, die also bereits auf diesem Berg standen.
Dies war mein 29. Sechstausender und er hatte gewaltig Kraft gekostet, zumal einige Aufstiegspassagen sehr sandig waren. Tatsächlich geht an diesem Berg die Minenstrasse bis auf 5.500 m und man kann sie befahren, wenn kein Büsserschnee auf der Straße liegt. Dies ist meistens in den Monaten Februar und März möglich, wenn der Büsserschnee weggeschmolzen ist.
Nach schnellem Abstieg fuhr ich mit dem Hilux wieder zurück zur CONAF Hütte, die ich am späten Nachmittag erreichte. Da es Fritz nicht so gut ging, beschlossen wir, am nächsten Tag wieder nach Copiapo ins Hotel zurückzukehren. Bereits nach einer Stunde Fahrzeit hatten wir am Hinterrad eine Reifenpanne und wenn man bei einem Hilux noch nie das Reserverad brauchte, steht man etwas hilflos da. Aber nach etwas Suche kamen wir auch diesem Problem auf die Schliche, kurbelten das Reserverad herunter, wechselten das Rad und es ging weiter. Am späten Nachmittag erreichten wir Copiapo und kontaktierten gleich den Besitzer des Hilux wegen unserer Reifenpanne. Er versprach 2 neue Hinterreifen – und wirklich nach 2 Stunden stand der Hilux wieder auf dem Hotelparkplatz.
Ojos de Salado
Fritz wollte nicht mehr in die Höhe zurück und er meinte, ich soll doch noch zum Ojos de Salado fahren und ihn versuchen. Nun der Vorschlag war wirklich interessant und so startete ich am nächsten Tag nach einem frühen Frühstück in Copiapo. Ich kannte ja bereits die ganze Strecke und auch wo die Abzweigung zur Atacama Hütte ist. Immerhin sind es 270 km bis zu dieser Hütte die auf 5.280 m liegt. Beim Passieren der chilenischen Grenzkontrolle am Salar de Maricunga auf 3.750 m wurde ich natürlich gefragt, wo ich hin wolle und was ich mache. Ich wusste dass ich für den Ojos eine Genehmigung von DIFROL bräuchte, die ich aber nicht hatte. So sagte ich den Grenzbeamten ich wolle nur zur Laguna Verde und evtl. eine Bergtour auf den San Franzisco machen. Er kannte mich bereits da ich diese Grenzstation nun zum 3.mal passierte, und er war mit meiner Antwort zufrieden.
Auf der mir bekannten Piste fuhr ich Richtung Laguna Verde. Etwa 10 km vor der Laguna Verde ist die Abzweigung zur Atacama Hütte. Nach 2 km erreichte ich für mich überraschend eine Hütte, die nicht in meinem Führer stand. Es ist die Claudio Lucero Hütte, die neben der abgebrannten Murray Lodge 2006 errichtet wurde. Vor der Hütte parkte ein neuer Toyota-Hilux und ich dachte die Hütte sei bewirtschaftet. Ich betrat die Hütte, doch niemand war anwesend – jedoch gab es viel Verpflegung und Matratzen mit Schafsäcken. Nach meiner Vermutung mussten sich hier mindestens 4 – 6 Personen eingenistet haben. Ab hier war nur mehr ein Vorwärtskommen mit einem Allradfahrzeug möglich und der Hilux musste auf diesen letzten 22 km zur Atacama Hütte zeigen was er kann. Es ist wirklich unglaublich, welches Gelände man mit diesem Fahrzeug meistern kann.
Fast 2 Stunden brauchte ich bis ich die Atacama Hütte auf 5.280 m erreicht hatte. Teilweise war das Gelände so schwierig, dass ich langsamer als ein Fußgänger unterwegs war. Für die letzten 2 km zur Hütte gibt es 2 verschiedene Routen. Die Normalroute war leider nach einem Kilometer durch Büsserschnee blockiert, so dass ich wieder zurückfahren musste, um die andere Route zu nehmen, die über Stock und Stein zur Hütte führt. Hier war es besonders schwierig überhaupt eine Route zu erkennen, weil keine alten Fahrspuren mehr sichtbar waren. Einige Male musste ich aussteigen und nach dem Weg sehen wo ich überhaupt durchkommen könnte – doch ich schaffte es bis zur Hütte.
Bei der Hütte – oder besser: Blechcontainer – ist relativ ebenes Gelände, so dass man auch hier gut Zelte aufstellen kann. Es herrschte allerdings starker Wind und außerdem war die Blechschachtel auch noch mit einen Schloss versperrt. Aber gerade versperrte Notunterkünfte reizen mich diese aufzubrechen und so knackte ich auch dieses Schloss mit meinen Eispickel – war nicht besonders schwierig diese Sache. In dieser sogenannten Hütte befindet sich ein Stockbett mit einer kleinen Kochstelle und ich wollte eigentlich hier nächtigen. Leider war dies unmöglich, auf den Matratzen und überall in der Hütte lag ca. 3 cm dicker feinster Sand oder Staub, der durch die schmalen Ritzen und Löcher hereingeblasen wurde.
Im Moment wusste ich nicht was ich machen sollte, im Auto schlafen, auf das 500 Höhenmeter weiter oben liegende Refugio Tejos gehen und dort schlafen (aber auch diese Hütte ist wahrscheinlich versperrt, was dann?) oder wieder hinunter zum Refugio Claudio Lucero. Ich bereute, dass ich kein Zelt mitgenommen habe doch gleichzeitig wäre es fast unmöglich, bei diesem Wind ein Zelt aufzustellen. Auch ging mir durch den Kopf, dass eigentlich niemand außer Fritz wusste, wo ich mich befand und ich war momentan wirklich weit ab von jeder menschlichen Behausung und es war 3 Uhr Nachmittag.
Nach diesen Gedanken entschied ich mich wieder zurückzufahren zum Refugio Claudio Lucero um dort zu schlafen. Als ich zu dieser Hütte kam stand ein zweiter Hilux davor und ich war mir dann sicher, dass hier einige Leute in der Hütte sind. Tatsächlich waren es dann 3 Ingenieure von einer Minengesellschaft, die hier in der Nähe Vorarbeit für eine neue Mine machten. Sie sollten eigentlich in Zelten hausen, sind aber auch wegen dem starken Wind in die Hütte geflüchtet und haben sich hier bequem eingenistet. Natürlich waren sie bestens ausgerüstet, sogar mit einen Stromaggregat und von der Verpflegung will ich gar nicht berichten. Ich wurde freundlich aufgenommen und sie hatten auch noch eine übrige Schaumstoffmatratze für mich. Es wurde ein gemütlicher Abend mit Wein und Keks und war für mich super interessant, etwas über die Arbeit einer neu zu errichtenden Mine zu erfahren.
Pena Blanca, 6.059 m
Für den nächsten Tag hab‘ ich mir aber noch einen 6tausender vorgenommen, dieser wäre mein Dreißigster. Auf der anderen Talseite stehen sehr nahe 2 Sechstausender, der El Ermitano und die Pena Blanca. Ich wollte erst bei der Anfahrt entscheiden, auf welchen ich steige. Mit dem Fernglas hatte ich Wagenspuren gesichtet, die zu diesen Bergen führten. Um 6.30 Uhr startete ich von der Hütte und erreichte nach mehrmaligem Suchen mit dem Hilax eine Höhe von fast 5.000 m. Ich befand mich näher zur Pena Blanca und so entschied ich, auf diesen Gipfel zu gehen. Auch konnte ich einige Steinmännchen ausmachen was auf einen Weg hindeutete – ich war also richtig unterwegs. Der Aufstieg ist auf diesen Vulkanschotter wirklich mühsam und kraftraubend aber nach gut 4 Stunden stand ich am Gipfel meines 30. Sechstausender. Die Pena Blanca ist 6.059 m hoch und ich war der erste in diesem Jahr – laut den Eintragungen im Gipfelbuch, das in einem Alukoffer der Banco de Chile deponiert ist.
Arica
Es war ein wolkenloser Tag mit relativ wenig Wind und etwas wehmütig dachte ich an die Möglichkeit, jetzt auf dem Ojos de Salado zu stehen – aber ich war auch auf diesem Gipfel glücklich. Schnell ging der Abstieg von statten, ich fuhr wieder zurück zur Hütte, holte meine Sachen und fuhr direkt die 250 km wieder zurück nach Copiapo, das ich noch vor Einbruch der Dunkelheit erreichte.
In den nächsten Tagen fuhr ich dann mit Fritz auf der PANAM über Antofagasta nach Arica im Norden von Chile. Hier wurden dann meinem KIA die längst fälligen neuen Keil- und Zahnriemen in einer Vertragswerkstatt eingebaut. Fritz hat mir diese Ersatzteile aus Österreich mitgebracht.
Danach ging es über die Grenze nach Peru wo wir am 21. Oktober einreisten.
Liebe Grüße
El Viajero Markus