Hallo zuhause! | Februar 2010
März 26, 2010Peru | Juni | Juli 2010
September 10, 2010Am 17. September reiste ich mit Toni in Chile ein. Die Grenzabfertigung in Ollagüe verlief schnell und problemlos, doch wurde sehr genau kontrolliert. Ich wusste bereits von vorherigen Chilebesuchen, daß frische Lebensmittel und dergleichen nicht eingeführt werden dürfen. Wir fuhren noch bis zum Gemeindeamt wo es Wasser und WiFi sowie Strom gratis gab. Wir checkten unsere Mails, ich telefonierte mit zuhause per Skype und anschließend reinigten wir mal den KIA vom bolivianischen Staub.
Auch wir nahmen eine Kaltwasserdusche für unseren Körper in Anspruch. Danach erkundigten wir uns noch in welchem Zustand die Minenstraße zum Aucanquilcha ist und wie weit wir diese hochfahren können. Die Antwort war, daß wir es mit den KIA schaffen müssten, es aber auch möglich ist, daß es nicht geht wegen den vielen Steine in der Piste. So fuhren am Nachmittag mit gemischten Gefühl nach Amincha, wo die Minenstraße beginnt.
Tatsächlich waren dann mehrere Stellen sehr heikel für meinen KIA und die Minenstraße ist mehr was für Fahrzeuge mit 4radantrieb. Ich musste meine ganzen Fahrkünste hervorholen und erreichte doch tatsächlich mit meinem KIA eine Höhe von 5.015 m, wo wir die Nacht verbrachten.
Ollagüe
Um 7 Uhr morgens starteten wir zu unserem Gipfelgang. Zuerst folgten wir der Minenstraße bis ca. 5.400 m – hierher wäre es auch noch mit einem guten Geländewagen mit breiten Reifen möglich (im Führer „Die Anden“ stand, dass ein Felssturz auf 5.150 m ein Weiterkommen mit Fahrzeugen verhindert, was aber inzwischen beseitigt wurde). Auf Höhe 5.450 m querten wir auf dem Nordrücken des Westgipfels Aucanquilcha und folgten diesem bis ca. 6.050 m.
Erst hier merkten wir, das wir nicht zum Hauptgipfel des Aucanquilcha unterwegs waren. Also stiegen wir wieder ca. 150 hm ab in eine Scharte wo wir wieder auf eine verfallene Minenstraße trafen. Dieser Straße folgten wir bis ca. 6.100 m, um dann direkt über einen breiten Rücken zum Hauptgipfel des Aucanquilcha 6.194 m zu gelangen. Vor langer Zeit endete hier die Minenstraße, was jetzt noch sichtbar ist und von Schnee und Eis ist fast nichts zu sehen.
Interessant ist, dass der Aucanquilcha vier Gipfel über 6.000 m hat: einen Ostgipfel, einen Südgipfel, einen Westgipfel und einen Hauptgipfel etwa in der Mitte. Weiters konnte ich sehen, dass im Westen genau hinter dem Westgipfel ein weiterer Gipfel mit den Namen Mino steht, der den Westgipfel überragte, aber in der Karte nur mit 5.661 m angegeben ist. Nach meiner Schätzung müsste er aber mindestens 6.100 m hoch sein. Auch der Alcalde (Bürgermeister) in Ollagüe bestätigte uns, das dieser Berg über 6.000 m ist, kannte aber keine genaue Höhe.
Auch die Höhe des Aucanquilcha beträgt laut Führer nur 6.176 m, laut meiner GPS-Messung mit 10 Sateliten und einer Genauigkeit von 5m hatte ich die Höhenangabe von 6.194 m. Vermutlich gibt es in dieser unwirtlichen Gebirgsregion keinen Drang zur Genauigkeit…
Aucanquilcha
Interessant waren die noch sichtbaren Narben des Schwefeltagebaus auf über 6.000 m, der schon 1913 begann. Von ca. 5.800 m wurde das Schwefelgestein mittels Materialseilbahn nach Amincha auf 3.800 m transportiert. Noch heute sind die Stationen, Masten, Seile und die verfallenen Unterkünfte der Minenarbeiter gut zu sehen.
Für den Abstieg suchten wir uns eine breite Rinne mit feinstem Sand direkt hinunter zur Mittelstation auf 5.250 m und von hier weiter auf der Minenstraße zu meinem KIA. Die Fahrt vom Sattel bis nach Ollagüe war dann wieder eine besondere Herausforderung – der Wunsch nach einem Geländewagen war sehr groß!!
In Ollagüe parkten wir wieder vor dem Gemeindeamt, wo wir die Nacht verbrachten. Für den nächsten Tag hatten wir den Plan, den Palpana 6.023 m zu besteigen, dieser Plan versandete aber bereits an der Zufahrt zum Basislager…
Chiu Chiu / San Pedro
Auf Grund dieser Erfahrung (der KIA ist kein Allradfahrzeug) sind wir sehr vorsichtig geworden und gleich weitergefahren zum nächsten Berg den San Pedro. Bei der Zufahrt zu diesem Berg noch auf guter Piste trafen wir einen einsamen, erschöpften Fußgänger. Man muss bedenken, dass in dieser Region oft mehrere Stunden oder halbe Tage kein Auto fährt und man vollkommen auf sich alleine gestellt ist. Es handelte sich um einen amerikanischen Ingenieur, der sich an seinem freien Tag am San Pedro versuchen wollte. Wie sich bei einem Gespräch heraus stellte, wollte er mit seinen Dodge RAM (2,6 Turbodiesel, Allradausführung) bis ins Basislager auf ca. 4.500 m fahren. Bei der Zufahrt versenkte er bereits beim ersten sandigen Steilstück seinen Geländewagen.
Von hier ging er dann zurück auf die befestigte Straße, wo er nach ca. 2 Stunden Fußmarsch mit großem Glück auf uns traf. Wir fuhren dann mit ihm in die nächste Ortschaft nach Chiu Chiu ca. 75 km, wo er wieder Handyempfang hatte und Kontakt zu seinen Freunden aufnahm. Er war so froh, dass er uns gleich das Abendessen bezahlte und auch ein fürstliches Trinkgeld gab.
Da es bereits dunkel war, verbrachten auch wir die Nacht am Campingplatz in Chiu Chiu, das auf 2.600 m in der Atacamawüste liegt. Am nächsten Tag fuhren wir in die Nähe der Ortschaft Ojos de San Pedro, wo wir den KIA sicher abstellen konnten.
Von hier marschierten wir mit Gepäck für eine Übernachtung im Zelt ins Basislager auf 4.620 m. Beim Aufstieg kamen wir auch am geparkten – im Sand versenkten – Dodge Allrad-RAM vorbei und machten uns so unsere Gedanken, wie man mit einem solchen Fahrzeug dieses Gelände nicht beherrschen kann.
Nach 4 Stunden erreichten wir das Basislager, das auch mit einen Allrad-Geländewagen leicht erreichbar wäre – aber nicht mit meinen KIA!!! Nach kräftigem Abendessen aus Speck, Kartoffeln und Eiern schliefen wir so gut, dass wir am Morgen keinen Wecker hörten. So starteten wir erst um 7 Uhr Richtung Gipfel San Pedro. 1.550 Höhenmeter warteten auf uns, ein Anstieg über Lavasand, (2 Schritt vor, einer zurück) Büßerschnee und lockeres Gestein.
Geysir El Tatio / Bizarre Felsformationen im Mondtal
6 Stunden später hatte die Qual ein Ende und wir standen am Gipfel des San Pedro 6.179 m (lt. GPS mit 10 Sateliten). Belohnt wurden wir mit einem herrlichen Blick über die Atacamawüste, deren Vulkanberge und Salare.
Sensationell schnell war dann der Abstieg über 2.400 Höhenmeter zu unserem KIA in gut 3 Stunden. Im Rio San Pedro genossen wir noch ein Bad (Wassertemperatur ca. 30 Grad) und anschließend fuhren wir nach Chiu Chiu, wo wir in einem Restaurant Abendessen und Cervecer (Bier) genossen.
Nächsten Tag fuhren wir nach Calama, um unser Lebensmitteldepot in einem Supermarkt wieder aufzufüllen. Nach über einer Woche in der Wüste war es schon etwas seltsam, wieder alles was man möchte vor sich zu haben.
Von hier ging es direkt zum Geysir El Tatio, den wir bei Einbruch der Dunkelheit erreichten. Bereits um 5.30 Uhr kamen die ersten Tagesbesucher angereist und mit der herrlichen Ruhe war es vorbei. Das Geysirfeld ist ca. 1 km² groß und aus vielen Löchern sprudelt und dampft es. An manchen Stellen spritzt das heiße Wasser bis zu 10 Meter in die Höhe mit einer gewaltigen Dampfwolke. Es ist ein gigantisches Naturschauspiel, das sich hier in 4.300 m Höhe zwischen 6.30 und 9 Uhr morgens abspielt. Danach ist alles vorbei, die Besucher ziehen wieder ab und wir waren um 10 Uhr allein und badeten im herrlich warmen Wasserbecken mit ca. 35 Grad. Von hier fuhren wir dann auf einer furchtbaren Waschbrettpiste, aber sehr interessanten Strecke, nach San Pedro de Atacama.
Nach einer Besichtigung des Mondtales mit bizarren Felsformationen fuhren wir noch ins Tal des Todes, um dort zu übernachten. Am Ende dieses Tales befinden sich bis zu 100 Meter hohe Sandhänge, auf denen kommerziell Sandboarding betrieben wird. Da ich ja Skier in meiner Dachbox hatte, kamen wir auf die Idee, es mit Skier zu probieren.
Nach kräftigem Frühstück holte ich meine Firn-Extrem 130 cm hervor und dann ging es los wie mit Tourenski den Sandhügel hinauf. Die Hangneigung des Sandhügels betrug ca. 40 Grad, gerade richtig dachten wir für eine Schiabfahrt. Ich probierte es zuerst und Toni fotografierte. Es ging nicht schlecht, ist aber nicht mit Tiefschnee zu vergleichen. Anschließend fuhr Toni per Telemarkstil den Sandhügel herunter. Dieser Stil funktionierte besser, weil man in den Kurven weniger bremst. Nachdem wir unseren Morgensport beendet hatten, kauften wir im Supermarkt noch Lebensmittel und fuhren dann Richtung Bolivien.
Am 24. September reisten wir in Hito Cajones in Bolivien ein, für mich war es das 3.mal in diesem Jahr. Nach der zügigen Grenzabfertigung fuhren wir direkt zur Laguna Verde, die wir am Nachmittag erreichten. Gerade um diese Zeit zeigt sie sich von der typischen grünen Farbe – es war gewaltig schön!!
Danach fuhren wir noch zum Salar Charviri, wo wir am späten Nachmittig 2 Stunden im 38 Grad warmen Thermalpool verbrachten – es ist fast nicht zu glauben, dass es so was auf 4.400 m gibt. In der Nacht fiel das Thermometer auf minus 9 Grad. Der Sonnenaufgang weckte uns frühzeitig bereits um 6.10 Uhr. Nach gemütlichem Frühstück fuhren wir weiter zur Laguna Colorado. Die Piste war für meinen KIA nicht gerade einfach und mehrmals hatten wir Sorge, im Sand steckenzubleiben. Am späten Vormittag erreichten wir die Laguna Colorado und die Laguna zeigte sich von seiner besten Seite, das heißt, sie hatte eine rote Farbe.
Auf Grund der großen Trockenheit konnten wir sehr nah an die Laguna heranfahren und die Flamingos aus nächster Nähe fotografieren. Anschließend fuhren wir wieder zurück zum Salar Charviri, hier nahmen wir nochmals ein Bad in den warmen Thermalquellen und anschließend direkt auf gleicher Strecke zurück über Laguna Verde nach Hito Cajones zur Grenze. Die Grenzkontrolle verlief problemlos und so fuhren wir direkt nach San Pedro de Atacama wo wir etwas außerhalb an einer ruhigen Stelle die Nacht verbrachten.
Am nächsten Tag erledigten wir in San Pedro de Atacama noch einige Sachen, fuhren zur Passkontrolle und Zoll, um unsere Ausreise aus Chile zu bestätigen. Danach fuhren wir über den Passo Jama 4.850 m Richtung Argentinien noch ca. 120 km, um auf einer Höhe von 4.200 m zu übernachten. Am Morgen nochmals 50 km weiter und wir waren bei der Grenzkontrolle nach Argentinien. Die Abfertigung war in 15 Minuten erledigt und wir reisten am Dienstag, den 28. September in Argentinien ein.
Gruß aus dem herrlichen Frühlingsort Salta in Argentinien
El Viajero Markus